Tesla und die deutsche Automobilindustrie – Sieben Jahre später

Vor kurzem stieß ich auf einen meiner älteren Blogbeiträge, welcher meine Begegnung mit einem Tesla-Fahrzeug auf der Autobahn irgendwo entlang der A7 vor sieben Jahren beschreibt. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie viel sich seitdem in der Welt um Deutschland verändert hat – oder auch nicht (siehe meinen Artikel aus dem Jahr 2017: https://www.karnas.de/tesla-und-die-deutsche-automobilindustrie/).

Wie steht es heute um die deutsche Automobilindustrie? Ich möchte nicht wie viele andere damit beginnen, die versäumten Technologien und die verschlafene Digitalisierung zu kritisieren. Das überlasse ich denen, die im Nachhinein alles besser zu wissen glauben (das kann ich auch).

Schauen wir uns also den aktuellen Zustand genauer an:

1. Tesla hat sich heute zu einer Marke etabliert, vergleichbar mit Mercedes, BMW, Audi und VW. Na und?

2. Elektrofahrzeuge aus dem asiatischen Raum, insbesondere aus China, drängen in den europäischen Markt. Na und? Ich fahre seit 30 Jahren Fahrzeuge aus Asien, konkret aus Japan und Südkorea.

3. In Deutschland haben wir möglicherweise die Einführung neuer Technologien verschlafen. Na und? James Watt (ein Engländer) entwickelte die ersten Dampfmaschinen und unsere Ingenieure perfektionierten diese Technologie so sehr, dass die Engländer uns das Siegel „Made in Germany“ verpassten. Werden wir das Gleiche mit den Chinesen machen, indem wir „zum Schutz“ ihnen ein „Made in China“ verpassen? Es ist nichts Ungewöhnliches daran, nicht die Ersten bei einer Technologie zu sein.

Erinnern wir uns daran, wie „westliche“ Fahrzeughersteller die Asiaten belächelten, wenn sie auf Messen auftauchten und deren Modelle fotografierten. Doch auch die amerikanische Automobilindustrie war hier nicht viel besser (siehe Video aus der Simpsons-Serie: https://youtu.be/scRMzdfBQWg?si=T0FI99aOqRORXppj).

Nicht alles ist so schlimm, aber es gibt Unterschiede zu früher. Diese liegen vor allem in zwei Bereichen:

1. Geschwindigkeit: Unsere Entwicklungsmethoden in Deutschland sind für die heutige Zeit schlicht zu langsam.

2. Risikokapitalkultur: In finanzieller Hinsicht sind wir zu konservativ (zu diesem Thema wird es von mir noch einen separaten Artikel zum Bargeld und Deutschland geben).

Ich erinnere mich an einen Gründungswettbewerb, bei dem das Startup, das gebrauchte Schuhe verkaufte, gewonnen hat. Ein schnelles und skalierbares Geschäftsmodell. Deutsche Risikokapitalgeber lieben so etwas. Ich habe dabei Sätze von ihnen gehört wie „Die wollen doch nur meine Kohle und sich davon einen Tesla kaufen“. Was soll ich sagen? Risikokapital ist eben Risikokapital und erfordert auch eine gewisse Lust auf Risiko – ähnlich wie in einem Casino, nur dass das Risiko nicht vom Zufall abhängt, sondern von unserem Wissen über die Technologien. Hier sind die Amerikaner und die Chinesen uns weit voraus. Wussten Sie, dass das Wort „Risiko“ im Chinesischen auch für das Wort „Chance“ verwendet wird?

Auch in puncto Geschwindigkeit hinken wir hinterher. Schauen Sie sich das Beispiel von Sam Altman, dem Chefentwickler und Genie hinter OpenAI (bekannt für das Produkt ChatGPT), an. Er wurde entlassen und kehrte nach zwei Tagen als CEO zurück. Bei Steve Jobs dauerte es 12 Jahre (1985 wurde er entlassen und 1997 kehrte er zu Apple zurück). Entscheidungen werden heute in einer atemberaubenden Geschwindigkeit getroffen. In Deutschland hätten wir uns wohl erst einmal im Konferenzraum zusammengesetzt und Kaffee eingeschenkt. Agilität ist das Zauberwort, nicht nur in der Entwicklung, Produktion, im Service, Vertrieb und in der Logistik. Entscheidend ist es, von Anfang an einen Mehrwert zu schaffen und nicht mit einem umfassenden Programm zu beginnen.

Das bedeutet nicht, dass solche Entscheidungen blind getroffen werden. Data-Science-Technologien versetzen Executives in die Lage, Daten in Dashboards so vorzubereiten, dass Entscheidungen schnell auf Datenbasis getroffen werden können. Lange Managementanalysen sind zum Scheitern verurteilt. Management allein reicht nicht aus.

Das Wort „Management“ leitet sich vom lateinischen „manu agere“ ab, was so viel bedeutet wie „mit der Hand führen“ oder „lenken“. Aufbauend auf dieser Wurzel und inspiriert von der lateinischen Phrase „Manu Agiliter agere“ („mit der Hand agil lenken“), könnten wir den Begriff „Managil“ formen und schließlich „Managilment“ ableiten. Das ist es, was wir brauchen – Managilment!

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