Was ist überhaupt „Cyberkrieg“?

Kommt nach dem „Wind of Change“ jetzt ein „Wind of Cyber“ auf uns zu?

Je länger der Krieg zwischen Russland und der Ukraine andauert, desto häufiger erreichen mich aus meinen sozialen Netzwerken Nachrichten mit den Überschriften “Cyberangriffe“, “Cyberaktivitäten“ und „Cyberkrieg“. Ich Frage mich, ob diese nur wegen des Krieges ihren Weg zu meinen Headlines finden oder ob ein Zeitalter der „Cyberkriege“ begonnen hat? Was ist überhaupt „Cyberkrieg“?

Was ist überhaupt Cyberkrieg?

Damit ich diese Frage beantworten kann, muss ich erst einmal klären, was „Krieg“ [1] ist (was gar nicht mal so einfach war). Bei meiner Recherche bin ich auf eine Definition gestoßen, welche meiner Meinung sehr anschaulich beschreibt was Krieg ist. Sie stammte von einem Herrn von Clausewitz. Wer war dieser von Clausewitz [3,4]? Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz wurde am 1. Juni 1780 in Oberschlesien geboren und war ein preußischer General und militärischer Theoretiker. Seine Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Kriegswesens in allen westlichen Ländern und werden sogar noch heute an Militärakademien gelehrt. Was mir an seiner Definition des Krieges gefällt ist, dass er ihn mit nur einem Satz definiert und zwar wie folgt; „Der Krieg ist ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen“. 

Nur Cyberaktiviäten oder doch ein Cyberkrieg?

Die Definition klingt einleuchtend, da ich jetzt daraus den Begriff des Cyberkrieges [2] ableiten kann; „ Der Cyberkrieg ist ein Akt (Achtung, jetzt kommst) der digitalen Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen. Jetzt muss ich nur noch klären was unter „digitaler Gewalt“ zu verstehen ist. Ich verstehe darunter den Einsatz von digitalen Mitteln gegen feindliche Staaten oder Organisationen um vergleichbare Schäden wie die einer tatsächliche Kriegsführung anzurichten. Z.B. der Fall wo „Hackersoldaten“ ein Kernkraftwerk in die Luft sprengen oder Militärflugzeuge während des Fluges per Computer aus der Ferne übernehmen und gegen einen Berg aufprallen lassen. Eben die gesamte gewaltsame Bandbreite eines Krieges! Ein wesentlich besserer und modernerer Begriff für die digitale Gewalt wäre in diesem Zusammenhang der der „Cyberkriegsführung“ von denen es zwei Typen gibt. Dies wären „Cyber-Spionage“ und „Cyber-Sabotage“. Im folgenden möchte ich diese näher erläutern.

Cyber-Spionage (Cyber Espionage)

Ist eine Form des Cyber-Angriffs, bei der geheime, sensible Daten oder geistiges Eigentum gestohlen werden, mit dem Ziel sich einen Vorteil gegenüber einem konkurrierenden Unternehmen oder Regierungsbehörde zu verschaffen. Herkömmliche Spionage ist aber keine Kriegshandlung (Gottseidank) und ebensowenig auch die Cyber-Spionage.

Cyber-Sabotage

Ist die absichtliche Störung eines wirtschaftlichen, staatlichen oder militärischen Ablaufs zur Erreichung eines bestimmten Zieles mittels digitaler Mittel. Die digitalen Mittel sind meistens Propaganda (Fake News), Infrastruktur-Angriffe (z.B. Elektrische Stromnetze, Verkehr, Energie-, Trinkwasser- und Industrieanlagen), Störungen von wirtschaftlichen (z.B. die der Unternehmen aus der Militärbranche), finanziellen (z.B. aus  Renten- und Anlegermärkte) und staatlichen Organisationsabläufen (Ministerien, Parlamente und Politiker). Ich stelle mir aber die Frage, warum man sich als “Hackersoldat” die Mühe machen sollte in ein Kernkraftwerk einzudringen, wenn es einfacher wäre diese mit einer Rakete in die Luft zu sprengen (die Fachleute sprechen von „kinetischen Mitteln“)? 

Können aus diesen Überlegungen die Wörter „Cyber-Spionage“ und „Cyber-Sabotage“ mit dem Wort „Krieg“ gleichgesetzt werden? Meiner Meinung nicht. Warum? Ganz einfach, weil es genauso wenig Sinn macht das Wort „Krieg“ mit den Wörtern „Maschinengewehrkrieg“, „Panzerkrieg“ oder „Flugzeugkrieg“ gleichzusetzen. „Cyberkrieg“ ist nur ein Modewort, welcher von Journalisten und Politiker benutzt wird. Fachleute reden eher von „Cyberangriffen“ oder „Cyberaktivitäten“. Diese werden nur unter dem Sammelbegriff „Cyberkrieg“ geführt [5].

Zusammenfassung

Seit der Erfindung des Computers sind digitale Mittel für das Militär im Einsatz (z.B. das Knacken der deutschen Enigma-Chiffriermaschine im zweiten Weltkrieg ist wohl das berühmteste Beispiel einer Cyberkriegsführung), nur das jetzt die Zeit gekommen ist, wo diese besonders effizient und effektiv im Krieg eingesetzt werden können. Es ist daher der „Wind of Cyber“ und kein „Wind of Change“ der auf uns zukommt. Ein kalter Fallwind. Weder von Ost noch von West! 

Euer Simon    

Referenzen

[1] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Krieg

[2] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cyberkrieg

[3] Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz – vom Kriege, Nikol; vollständige Edition 2008, ISBN 9783868200010

[4] https://www.clausewitz-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2014/12/VomKriege-a4.pdf

[5] Thomas Rid „Mythos Cyberwar“, Edition Körber, 2018, ISBN: 3896842609

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